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Im Jahr 2006 wurden die Faszien erfunden, damit auch Faszienfitness

Nikolaus Lesti mit Faszienrolle und Ball für Faszienfitness

Nein! Die Faszien gibt es schon immer. Es ist das muskuläre Bindegewebe, das alles in unserem Körper miteinander verbindet, das alles quasi einpackt, und darüber hinaus hat es noch sehr viele andere Funktionen in unserem Körper.      Was ist nun 2006 passiert? In diesem Jahr ist praktisch der, – so wie viele ihn nennen – „der Faszien-Hipe“ ausgebrochen. Plötzlich bestand der Menschliche Körper quasi nur noch aus Faszien. Es wurden spezielle Faszien-Trainings, Faszien-Yoga, Faszien-Gymnastik, Faszien-Fasten, ja, Faszien-Everything erfunden, und vor allem die Faszien-Rolle, auf der sich so viele Menschen bis heute quälen, weil sie gar nicht wissen zu was so ein Ding überhaupt gut ist und wie man es richtig anwendet. Das Teil lässt sich gut verkaufen, vor allem in der Zeit nach Weihnachten, in der so manche vermeintlich gesundheitsfördernden Produkte die Nonfoodbereiche der Discounter füllen. Man hat dieser Rolle auch Profile verpasst, gleich den Reifen eines Traktors, mit Rillen und Noppen in allen Variationen. Sogar die Version mit einem, in die Rolle einschiebbaren Vibrator wurde entwickelt, dessen Funktion die tieferen Strukturen des Menschen erreichen und lockern soll. Der Sinn dahinter ist meines Erachtens fragwürdig.

Zurück zum Thema: Faszien gibt es schon immer und auch Faszienfitness. Die älteste Art der Faszienfitness dürfte das Yoga sein. Und auch Therapieformen, die mit und am Faszien-System des Menschen arbeiten.                                                            Es ist gut vorstellbar, dass bereits in der Steinzeit über die Faszien behandelt wurde. Nach dem Motto: wo tut es dir weh, wo kannst du dich nicht bewegen, was an deinem Körper fühlt sich nicht gut an? … lass mich mal da hineindrücken, mit den Fingern, den Fäusten, einem Holzknüppel oder eben einem Stein.

Erst der Amerikaner Andrew Taylor Still (1828-1917), der Begründer der Osteopathie hat sich richtig systematisch mit den Faszien befasst. Dann etwas später Elisabeth Dicke, sie hat die Bindegewebsmassage entwickelt und dieses Gewebe bereits um 1900 als Organ bezeichnet, Moshé Feldenkrais der bekannt ist mit seiner bewegungsorientierten Therapie der Faszien, er war schließlich ein bekannter von Ida Rolf der Entwicklerin von Rolfing. Auch das in den 80er Jahren von Jane Fonda entwickelte Aerobic kann durchaus als eine Art des Faszienfitness gesehen werden. Ida Pauline Rolf entwickelte schließlich ein System von 10 aufeinander aufbauenden Behandlungssitzungen, bei denen mit manuellen Techniken der systematische Umbau des Fasziensystems angestrebt wird. Sie nannte es erst "Strukturelle Integration", später haben es ihre Schüler als Rolfing bezeichnet und unter diesem Namen weiter verbreitet. Für mehr Aufrichtung, Bewegungsfreiheit und besserer Funktionalität des Körpers. 

Aber es dauerte schließlich bis 2006, bis sich der Biologe Dr. Robert Schleip entschlossen hat an der Universität Ulm und Günzburg gezielt an diesem Gewebe zu forschen. Er hat die Arbeit aller die an diesem Gewebe therapeutisch arbeiten, auf wissenschaftlichen Boden gestellt. Und er hat unter anderem herausgefunden, dass unsere Faszien vor allem 4 verschiedene Funktionen ausüben, die natürlich alle gleichermaßen trainiert und gepflegt werden müssen. 

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